Mittwoch, 8. Februar 2012

La casita del arbol - Mein Projekt

Nachdem durch meine vielen Posts bisher hoffentlich nicht der Eindruch entstanden ist, dass ich hier nur Urlaub mache werde ich die naechsten Eintraege voll und ganz meinem Projekt, meiner Arbeit und meinem Alltag hier widmen. Ich moechte mit Nachdruck darauf hinweisen, dass Berichte mit Palmen, Strand und Meer nur Momentaufnahmen und eine notwendige Abwechslung meiner Arbeit darstellen - en serio.


Nun da sich schon eine gewissen Kontinuitaet bei der Arbeit und meinem Tagesablauf entwickelt hat, kann ich nun auch fundierter und reflektierter ueber das was ich hier mache berichten.


Nun also zu meinem Projekt. Mein Projekt ist eine kleine Bibliothek in der Stadt Tipitapa. Gluecklicherweise wohne ich direkt gegenueber von meinem Projekt in meiner wirklich netten Gastfamilie, sodass ich auf dem Weg zur Arbeit lediglich die Strasse ueberqueren muss - sehr einfach.


In der Bibliothek koennen Kinder als auch Erwachsene aus einem mittlerweile umfassenden Bestand Buecher ausleihen oder auch vor Ort lesen. Es gibt eine eigene kleine Ecke nur mit Kinderbuechern und auch fuer Erwachsene eine gute Auswahl an Romanen, Krimis, Buechern zu Themen wie Philosophie, Gesundheit, Politik, Geschichte und vielen mehr. Es gibt ausserdem Buecher in spanischer wie auch in englischer Sprache und sogar einige auf deutsch.


Das Projekt ist aber noch mehr als nur eine Bibliothek. Neben  Buechern leihen wir Spiele aus und bieten verschiedene Kurse an - so hat jeder Freiwillige seine eigenen Kurse. Dies macht den eigentlichen Reiz und auch durch Vor- und Nachbereitung den groessten Teil der Arbeit im Projekt aus.


Anja - eine Mitfreiwillige in meinem Projekt


beim Englisch-Kurs vorbereiten


Bastelkurs






La sala de los juegos - der Spielesaal


Nino - eine Mitfreiwillige




Vor allem die Spiele, die wir ausleihen sind sehr beliebt. Unsere Spiele-Auswahl reicht von Mensch-aergere-dich-nicht ueber Halli-Galli, Schach, Dame bis zu Monopoly. Um ein Spiel auszuleihen muessen die Kinder eine prenda (=Pfand) abgeben. Zudem notieren wir ihren Namen, um das Pfand auch zuordnen zu koennen. Wenn sie fertig sind mit Spielen oder ein anderes Spiel spielen wollen (es kommt vor, dass sie nach 2 Minuten mit einem Spiel "fertig" sind) zaehlen wir Freiwilligen ob das Spiel vollstaendig ist, ob also noch alle Teile vorhanden sind. Nur bei Vollstaendigkeit bekommen die Kinder ihr Pfand zurueck. So versuchen wir den Kindern beizubringen, dass sie sorgsam mit den Spielen umgehen muessen und keine Teile klauen duerfen (was leider dennoch ab und zu vorkommt).


Wenn viele Kinder zum Spielen kommen kann es schon mal sehr stressig werden - viele Kinder belagern den Ausleihtisch, wir Freiwillige muessen die Spiele zaehlen und generell sind die Kinder nicht gerade ruhig und geduldig. Disziplin oder Respekt vor der Persoenlichkeit der anderen Kinder ist den meisten der Kinder fremd. Wir versuchen dies daher auch in unseren Kursen und in Gespraechen mit den Kindern ein wenig zu vermitteln und die Kinder zum Nachdenken ueber ihr Verhalten anzuregen - ein langwieriger Prozess.


Eine weitere Sache die ich angesprochen habe sind die Kurse, die wir Freiwilligen anbieten. Zur Zeit sind wir fuenf Freiwillige aus Deutschland in meinem Projekt - wobei nicht die ganze Woche ueber immer alle im Projekt in Tipitapa sind. Zur Zeit arbeiten immer 1-2 von uns die Montage und Dienstage in einem sehr aehnlichen aber kleineren Projekt in einer sehr armen Communidad (siehe dazu mein letzter Artikel).


Wir fuenf Freiwilligen (Anja, Nora, Simon, Nico und Ich) bieten also vor allem an den Nachmittagen und auch abends verschiedene Kurse an. Da gibt es Sportkurse wie meine zwei Tischtennis-Kurse, meinen Circus- bzw. Akrobatik-Kurs, in dem wir Jonglieren und Menschenpyramiden bauen. Nico bietet einen Capoeira-Kurs fuer Kinder an. Morgens gehen wir ab und zu mit Kindern in die oertlichen thermales um ihnen Schwimmen beizubringen. Ausserdem hat Simon z.B. einen Fussballkurs, es gibt einen allgemeinen Sportkurs, in dem wir verschiedene Sportspiele spielen. Anja hat einen Bastelkurs und Nora einen Floetenkurs. Ausserdem bieten wir noch Deutsch fuer Kinder und Deutsch fuer Erwachsene an. Donnerstag abends habe ich zur Zeit immer meinen Englisch-Kurs fuer Erwachsene zusammen mit Anja. Der Kurs hat wirklich viele Teilnehmer und sogar recht viele die regelmaessig kommen - was sonst bei den Kindern und auch generell ein grosses Problem ist: Kontinuitaet. Viele Kinder schreiben sich fuer Kurse ein und kommen dann nur sehr unregelmaessig, sodass sich ein kontinuerliches Arbeiten mit den Kindern hoechst schwierig gestaltet. In meinem Englisch-Kurs fuer Erwachsene sind jedoch gluecklicherweise die meisten der Teilnehmer sehr motiviert, sodass es wirklich Spass macht zu unterrichten und man auch schon richtige Fortschritte sehen kann.  Auch bieten wir Englisch fuer Kinder an sowie einen Schachkurs, einen Theaterkurs und Danza Arabe. Ausserdem helfe ich seit neustem im Gitarren-Kurs und Ludwig (ein cooler Nica-Freiwilliger und Kumpel) bieten einen Gesangskurs fuer Kinder an in dem wie typisch nicaraguanische Lieder singen und die Kinder auf der Gitarre begleiten.


Neben uns fuenf deutschen Freiwilligen arbeiten auch Nica-Freiwillige, wie z.B. Ludwig in dem Projekt. Da diese jedoch auch studieren, arbeiten oder noch zur Schule gehen koennen sie nur recht unregelmaessig oder nur zu den Kursen, die sie anbieten in das Projekt kommen.


Jeden Dienstag haben wir zur Zeit Dia de lectura. Der ganze Tag ist nur zum Lesen gedacht und wir leihen keine Spiele aus. Wir haben uns dazu entschlossen diesen Tag einzufuehren, weil die ueberwiegende Mehrheit der Kinder nur zum Spielen in das Projekt kommt und wir erreichen wollen, dass mehr Kinder Lust am Lesen bekommen und durch das Lesen von Bildern zudem noch ein wenig Bildung mitbekommen. Das Bildungsniveau hier ist naemlich leider wirklich sehr niedrig. Nur sehr wenige Jugendliche gehen nach der Secundaria, die sie schon mit 17 Jahren beenden im Normalfall, auf die Universitaet. Viele koennen sich dies auch schlichtweg nicht leisten und viele der Frauen muessen entweder en la casa (im Haushalt) helfen oder heiraten sehr frueh und bekommen Kinder. Manchmal lesen wir den Kindern an diesen Tagen dann auch Geschichten vor oder versuchen uns gemeinsam mit ihnen dem Medium Buch anzunaehern. Leider kommen an Dienstagen bisher jedoch bei weitem nicht so viele Kinder ins Projekt wie an den anderen Tagen, an denen wir auch Spiele ausleihen.


Gitarrenstunde mit Ludwig

Spass muss sein - Simme und Nora




Dienstag = Lesetag!

















Unser Baumhaus - la casita del arbol gleichzeitig Namensgeber meines Projekts






Nico - ein Mitfreiwilliger (ja, der macht das freiwillig!)

Jose - der kleine suesse Bengel


Mittagspausenchill in der Haengematte



Simon und Kenneth








Eine der Theatergruppen







Unser Spieleregal


Unsere Kueche

Kueche

Klo


Freiwilligenraum



Buechersaal























Tischtennis-Kurs